Normal Gets You Nowhere: Johann König

Normal Gets You Nowhere: Johann König

​​Johann König - Unternehmer, Kunstvermittler, Autor, Podcaster, weltbekannter Galerist. Der gebürtige Kölner leitet 2021 Galerien in Berlin, Monaco, London, Wien und Seoul. In unserem Podcast „Normal Gets You Nowhere“ spricht Johann unter anderem über seine Arbeit als Galerist, seine Anfänge, den aktuellen Stand seiner Galerien, sein neu gestartetes Projekt „MISA“ und auch über die Zukunft der Kunst. 

„Mein Ziel ist es, die Kunstwelt und den Kunstmarkt einem größeren und breiteren Publikum zugänglich zu machen.“

Dieser Satz steht am Anfang unseres Gesprächs mit Johann König und kann durchaus als Auftrag von ihm gesehen werden. Johann, 1981 in Köln geboren, kam schon früh mit der Kunstwelt in Kontakt. „Ich bin umgeben von Kunstwerken aufgewachsen, Künstler gingen bei uns ein und aus“, sagt der heute 40-Jährige über seine ersten Berührungspunkte mit dem für viele weit entfernten Thema. Schaut man sich Johanns Familie an, wird einem schnell klar, woher das kommt. Sein Vater Kasper war ein bekannter Kunstprofessor, Kurator und Museumsdirektor, unter anderem des Ludwig Museums in Köln, sein Onkel Walther war Kunstbuchverleger und sein Bruder Leo führt in New York ein Kunstgeschäft.

"Natürlich haben alle gesagt, ich sei nicht qualifiziert."

Foto: artforum.comFoto: artforum.com

Für Johann, der heute über 60 Mitarbeiter hat und seinen Sitz in der ehemaligen St. Agnes Kirche, einem brutaliten 1960er-Jahre-Bau in Berlin-Kreuzberg, hat, scheint der Weg vorgezeichnet. Doch ein Unfall im Alter von 11 Jahren stellt Johanns Leben auf den Kopf. Beim Experimentieren mit Schwarzpulverkügelchen kommt es zu einer Explosion, die Johanns Hände, Gesicht und Augen verletzt. Die Augenverletzungen sind so schlimm, dass Johann ein Jahr im Krankenhaus verbringt, sich zahlreichen Operationen unterzieht und den größten Teil seines Sehvermögens verliert. Nach seiner Regeneration besucht er das Blindenstudium in Marburg und geht fortan in ein Internat für sehbehinderte Kinder, wo er am Ende seiner Schulzeit das Abitur macht. 

Bild: koeniggalerie.comFoto: koeniggalerie.com

Nach oder schon während seiner Schulzeit entscheidet sich Johann, trotz seiner Behinderung in der Kunstwelt arbeiten zu wollen. „Obwohl ich so schlecht sehen konnte, wurde mir klar, dass ich mit Künstlern arbeiten wollte und überlegte auch, selbst Kunst zu machen“, sagt Johann. Johann sieht die Idee einer Galerie als einzige Option und so gründet er sie mit gerade einmal 20 Jahren. „Rückblickend bin ich wahnsinnig naiv und naiv da reingegangen, habe aber durch viel Ausprobieren den passenden Weg gefunden“, sagt Johann, der auch die Anfänge der Finanzierung beschreibt. "Ich habe versucht, einen Startkredit zu bekommen, aber natürlich haben alle gesagt, ich sei nicht qualifiziert", sagt Johann, der 20 Jahre später mit einem Lächeln auf diese Ablehnungen blicken kann.

"Ich bin hauptsächlich wegen der Künstler dorthin gekommen."

Zum Erfolg gehören natürlich auch die Künstler, die Johann in unserem Gespräch hervorhebt. Ihre Geduld bei der Auszahlung nach dem Verkauf eines Kunstwerks - Johann selbst bezeichnet diese Fälle als "Cashflow-Delay" - ermöglicht es Johann, andere Dinge zu finanzieren. Dabei geht er auch in der Anfangszeit einen Weg, von dem andere ihm abgeraten haben. „Am Anfang gab es den Rat, kein zu hohes Risiko einzugehen. Aber ich habe gemerkt, dass es mir wichtig ist, Dinge zu tun, die mich begeistern, und ich habe aus Erfahrung gemerkt, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, wenn man selbst dafür brennt.“ dass andere folgen werden", verrät Johann sein Erfolgsrezept.

Damals profitierte Johann vor allem von den Künstlern, heute ist es teilweise umgekehrt. „Manchmal ist es so, dass man am Anfang in eine künstlerische Position investieren muss. Aber manchmal ist es auch so, dass sich so ein Lauf mit den Künstlern entwickelt und wir weiterhin von ihnen unterstützt werden. Es ist wie ein Wechselspiel und dann auch noch ein vertrauensvolle und langfristige Zusammenarbeit."

"Wir nutzen alle Möglichkeiten, um die Inhalte unserer Künstler und Darsteller zu kommunizieren"

Die Zusammenarbeit erfolgt auf vielfältige Weise. Es gibt den eigenen Podcast „Was mit Kunst“ sowie das „König“-Magazin, in dem die Werke der Künstler gezeigt werden. Schaut man sich den Instagram-Account der König Galerie und Johann selbst an, wird einem auch dort bewusst, welchen Einfluss Social Media auf seine Arbeit hat.

Nach der Zukunft gefragt, freut sich Johann auf die kommenden Jahre. „Das Tolle ist, es ist ein so weites Feld, in dem man so viel ausprobieren und entwickeln kann und der Markt noch so verschlossen ist. Es gibt noch wahnsinnig viele Möglichkeiten“, sagt Johann, der auch der Entwicklung von NFTs positiv gegenübersteht und digitale Kunst im Allgemeinen. „Ich glaube, dass digitale Kunst einfach immer wichtiger wird und die jüngere Generation einfach viel selbstverständlicher damit umgeht“, sagt Johann, der in der Fraktionierung von Kunstwerken auch ein Modell für die Zukunft sieht. Es ist diese Herangehensweise, die es selbst dem Durchschnittsmenschen ermöglicht, Kunst zu erwerben, die Johann gefällt. "Was könnte identitätsstiftender sein, als in die Dinge investiert zu werden, die einen inspirieren?" sagt Johann am Ende unseres Gesprächs.

Johann König hat es sich zur Aufgabe gemacht, die bisher eher exklusive Kunstwelt einem viel breiteren Publikum zugänglich zu machen. Seine Pionierarbeit und innovativen Ideen machen ihn zu einem der interessantesten Galeristen der Welt.

Das komplette Gespräch kannst du in unserem Podcast "Normal Gets You Nowhere" Episode #002 hören.

Spotify.

Apple-Podcasts.

LetsCast-FM.

Zurück zum Blog